Held*innen deiner Kindheit

Die Träume unserer Kindheit

Die Kindheit ist der Lebensabschnitt, indem du am intensivsten träumst – und das nachts und auch tagsüber.

🤩 Du fliegst in deinem Kinderzimmer mit Autos oder auf Besen durch die Lüfte. Du baust eine Schatzkammer aus deinem Bett oder lässt Feen zum Leben erwecken. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Du möchtest die Welt entdecken und dazu brauchst du Mut. Doch wer kann dir diesen vermitteln?

Die Held*innen unserer Kindheit

Ich nenne sie die Helden der Kindheit. Helden können fiktive Personen sein und deine Fantasie wecken. Vorbilder, zu denen du aufblickst und an denen du dich orientieren kannst. Deine Helden aus dem Fernsehen oder Märchen dürfen tun, was dir nicht möglich oder erlaubt ist. Erinnerst du dich an Peter Lustig? Er wohnte im Bauwagen, trug eine Latzhose und konnte alles selbst bauen und erklären. Bibi Blocksberg konnte fliegen. Auf ihrem Besen unterwegs, konnte sie allen einen Streich spielen. Oder: Wickie und die starken Männer – ein Held mit Ideen. Sailor Moon führt den Kampf für Liebe & Gerechtigkeit. Welche fiktive Person ist dein Held oder deine Heldin? Und welche Superkraft hat die Person?

Ein Held oder eine Heldin kämpft gegen Ungerechtigkeit, für das Gute und am Ende gewinnt er immer – im Namen des Guten.

Egal, ob es eine Faschingsfeier in der Schule ist, bei der die Jungs sich als Superheld verkleiden und die Mädchen als Bibi und Tina – Helden sind wichtig für die weitere Entwicklung und die Aufrechterhaltung der Fantasiefähigkeit.

Für so manche Helden in deinem Leben brauchst du nicht einmal eine große Vorstellungskraft – denn sie sind in deinem Leben real. Und das jeden Tag.

Eltern und enge Verwandte als Helden

Zunächst sind deine Eltern Helden und Vorbilder. Du über nimmst deren Art, den Alltag zu bewältigen, und deren Werte. Vielleicht ist es auch ein weiterer Familienangehöriger, der die Heldenfunktion übernimmt. Die eigene Tante, der Onkel – oder der Opa, der mit dir zum Angeln geht, Holz schnitzt oder einen Papierflieger faltet, als wäre es das Leichteste dieser Welt. Die Oma, die mit dir zu einem Pferdestall fährt und die immer das beste Essen macht. Auch heute sagst du vielleicht noch oft: „Oma macht einfach den besten Apfelkuchen“, da sich das wohlige Gefühl bei ihr in dir verankerte.

Geschwister als Helden

Ein Held kann auch der große Bruder sein, wenn er dich mutig und angstfrei vor den älteren Kindern der Klasse beschützt. Oder die Schwester ist für dich als Mädchen die Heldin, weil sie sich so schön kleidet und du aussehen möchtest wie sie. Das Geschwisterverhältnis kann sehr bedeutsam für die Kindesentwicklung sein. Ein gutes Verhältnis stärkt dein Selbstvertrauen, da du wusstest, dass eine Person neben dir war, auf die du dich verlassen kannst – gemeinsam könnt ihr dann gegen das Böse und für das Gute kämpfen.

Helden aus dem Umfeld

Zu deinen Helden und Heldinnen gehören aber auch unterschiedliche Personen aus deinem erweiterten Umfeld, deren Aufmerksamkeit und Anerkennung du suchst. Manchmal ist es sogar die Distanz, die den Helden, zum Helden macht. Der Grund hierfür ist folgender: Wirst du älter, dann passen deine Eltern in die Heldenrolle eigentlich gar nicht mehr rein. Denn du versuchst, dich abzunabeln und spätestens in der Pubertät für die Außenwelt zu öffnen. Du möchtest dich von den wachsamen und teilweise überfürsorglichen Adleraugen deiner Eltern befreien.

Du möchtest dich selbst beweisen und dein „neuer“ Held soll dabei an deiner Seite stehen. Als Held geeignet sind vor allem ältere, starke und kluge Menschen. Je nachdem, was sich gerade in deiner Lebenswelt abspielt, kann sich das ändern.

Vorbilder und deren Funktion

Als junger Mensch identifizierst du dich mit den Vorbildern und ahmst deren Verhaltensmuster nach.

Und das tust du unbewusst. Die Vorbildfunktionen übernehmen auch teilweise alle Personen in deinem unmittelbaren sozialen Umfeld. Idealerweise orientierst du dich als Kind immer an den richtigen Menschen und kannst dabei deinen eigenen Charakter entwickeln. So kannst du dich fragen, an welchen Menschen du dich orientierst – und, ob das für dich richtig ist.

Held oder Heldin kann in der Schulzeit der Lehrer oder die Lehrerin sein, die als Ideal dienen oder eine Richtung vorgeben. Vielleicht sind sie für dich die schlauesten Menschen der Geschichte. Als Kind lernst du besser, wenn deine Neugier und dein Entdeckergeist gefördert wird – so wie in der Schule. Kannst du eigenständig nach Problemlösungen oder Antworten auf Fragen suchen, wirkt sich das positiv auf die Lust nach Neuem und Veränderungen aus.

Vielleicht hilft es, wenn dein Lehrer dir Ziele und Leistungsanforderungen klar definiert, motiviert, dir Feedback gibt und Fehler eher beiläufig korrigiert, anstatt diese in den Fokus zu stellen. Diese Motivation und die Annahme des Lernerfolges kannst du manifestieren, wenn du zusätzlich die Bestätigung von deinen Eltern bekommst. Ich denke dabei zurück an Schulaufführungen und Abschlussfeiern.

Viele Lehrer bemühen sich natürlich, pädagogisch wertvollen Unterricht zu halten. Sie unterstützen die Schüler beim Lernen und sind moralisches Vorbild. Sie bringen dir neue Dinge bei und zeigen dir, wie Dinge funktionieren. Das kann an der Stelle ebenso der Fußballtrainer, Klavierlehrer, Reitlehrer, Priester oder der Trainingscoach sein. Alle Menschen, die bei dir einen pädagogischen Nutzen stiften, können bei dir großen positiven oder negativen Einfluss ausüben. Nutzen die Personen ihre „Macht“ aus, kann es einen negativen Einfluss haben. So gibt es auch Lehrer, die diese Aufgabe anders wahrnehmen und so rutscht einem Lehrer vielleicht doch einmal ein „Hast du es denn immer noch nicht kapiert? Du verstehst es nicht“ heraus. Ein seelisch verletzendes Lehrerverhalten kann dich als Kind krank und dumm machen. Wenn die Heldin oder der Held dich nicht gut findet, wer sollte es dann? Selbstvertrauen Fehlanzeige!

Es gibt also Helden und Heldinnen, die du nachahmst. Ebenso kann das Gegenteil der Fall sein. Es gibt Personen in deinem Umfeld, die dich fast schon abschrecken. Du möchtest auf keinen Fall einmal sein wie sie. Du bist bemüht, alles zu tun, um das Gegensätzliche zu tun und zu erreichen. Dies kann von großer Bedeutung für deinen individuellen Entwicklungsprozess sein und weitere elementare Meilensteine für den späteren Lebensweg setzen.

Denke doch einmal zurück an deine Kindheit oder die Gegenwart. Es gibt Menschen, bei denen es dir völlig egal ist, was sie von dir halten oder über dich denken. Und dann wiederum gibt es solche, die etwas in dir auslösen und denen du gefallen möchtest. Das bezieht sich nicht nur auf Äußerlichkeiten, sondern auch auf Anerkennung für deine Person und dein Tun.

Als Kind suchst du nach Liebe und Anerkennung bei den Bezugspersonen, den Helden und Heldinnen.

Wenn deine Kindheit nun vorbei ist, kannst du aufhören, nach der Liebe draußen zu suchen und sie dir selbst geben? Vorab möchte ich sagen, dass die Helden nicht grundsätzlich aus dem Leben verbannt gehören, wenn man erwachsen ist. Im Gegenteil: Heute würdest du diese weniger als Helden bezeichnen – stattdessen als Mentor*innen, die dir helfen, deinen Lebensweg zu bestreiten. Ein Mentor oder eine Mentorin steht dir mit Rat, Informationen und Orientierung zur Seite. Und diese Personen sind wichtig.

Und nun überlege in der folgenden Lernaufgabe #10 einmal für dich selbst, wer die Held*innen deiner Kindheit sind. Was machen diese für dich aus? Welche Eigenschaften werden vertreten? Was kann er oder sie besser als alle anderen? Wo sorgt diese Person für Gerechtigkeit und hat besonderen Mut bewiesen?

„In der kleinen Welt, in welcher Kinder leben, gibt es nichts, dass so deutlich von ihnen erkannt und gefühlt wird, als Ungerechtigkeit.“ Charles Dickens

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